Grundlagen   Lehmproben   Zubereitung   Ausfachung   Lehmputz   Lehmsteine   Lehmöfen 

 

                                                Ausfachung was ist das?
                                                Welches Material ist geeignet?
                                                Lehm und Steine
                                                Etwas Grundsätzliches
                                                Ausstaarken mit Flecht u. Sprikelwerk
                                                Lehmbewurf Einbringen des Strohlehms
                                                Weller oder Wickelwände
                                                Ausbau mit Leichtlehmsteinen
                                                Ausbau mit Vollziegelsteinen
                                                Ausbau mit Natursteinen
                                                Was sie unbedingt vermeiden sollten
                                                Das haben wir gemacht 

 

Ausfachung was ist das?

Die Öffnungen zwischen Balken nennt man Gefache; in verschlossenem Zustand werden sie als Ausfachungen bezeichnet. Als Wandabschluss muss eine Ausfachung vielen Ansprüchen standhalten. Sie soll wetterfest und winddicht, stabil und trocken, wärme- und schalldämmend, diffusionsoffen und kapillar wirksam sein, sie soll das Holz schützen und konservieren und darüber hinaus soll sie dauerhaft und reparaturfreundlich sein. Hohe Ansprüche also, die an sie gestellt werden!

Welches Material ist geeignet?

Welches Material erfüllt aber eine solche Vielzahl von Bedingungen? Kein einziges unserer modernen Materialien kann allen Anforderungen gerecht werden! Wenn wir aber mit unseren modernen Baustoffen solche Probleme haben, wie hat man es dann über die vielen Jahrhunderte gemacht? Wir sollten unbedingt das Wissen und die Erfahrung der alten Handwerksmeister nutzen und die tausendjährige Entwicklung nicht gering schätzen.

Das Fachwerkhaus wurde zu allen Zeiten aus Materialien erbaut, die immer in ausreichendem Maß verfügbar waren und ideal zueinander passten. Das sind Eichenholz, Lehm und Stroh, entweder in ihrer Ursprungsform oder in der Weiterentwicklung. Da wir heute wesentlich höhere Anforderungen an die Wohnqualität stellen als unsere Vorfahren, kommen immer wieder Zweifel auf, wenn es darum geht, die alten, bewährten Materialien auch heute noch in überlieferter Weise zu nutzen. Wir neigen dazu, das Alte abzuwerten und das Neue zu idealisieren - ganz nach dem Motto: Die moderne Baustoffindustrie hat sicher Besseres zu bieten und das Beste ist gerade gut genug.

Nun hat die moderne Baustoffindustrie ganz hervorragende Produkte geschaffen, für jeden Zweck das Richtige . Aber das Fachwerkhaus ist als historisches Gebäude ein Sonderfall. Man darf es nicht wie einen Neubau behandeln, wenn man es dauerhaft erhalten will.

Gegen den Baustoff Eichenholz hat man auch in unserer Zeit nichts einzuwenden. Das ist aber ganz anders bei Lehm und Stroh. Kaum jemand in unserer Wohlstandsgesellschaft kann sich vorstellen, dass man mit ihnen den heutigen Wohnansprüchen gerecht werden kann. Dabei ist Lehm ein ganz hervorragender Baustoff, besonders beim Ausbau von Fachwerkhäusern. Deshalb bemüht man sich seit Anfang der 80er Jahre darum, ihn wieder zu propagieren.

Inzwischen hat auch der Markt auf die langsam zunehmende Nachfrage reagiert. Lehmbaufirmen bieten bundesweit die verschiedensten Lehmbauprodukte einbaufertig aufbereitet an. Das mühsame Aufarbeiten des Lehms und das Aneignen des dazu nötigen Know-hows entfällt somit für den Nutzer.( Leider auch den Spaß)

Ich werde hier  nicht auf alle ungeeigneten Produkte eingehen. Beschreiben werde ich deshalb vor allem solche, die für unseren Zweck besonders geeignet sind. Wenn Sie also eines der hier vorgestellten Materialien zum Ausbau der Gefache wählen, machen Sie keinen Fehler. Bei allen anderen Baustoffen, die als besonders geeignet für die Ausfachung angepriesen werden, sollten Sie sehr sorgfältig prüfen, ob sie den geforderten Ansprüchen genügen. Andernfalls treten nach Jahren neue Schäden auf und der Sanierungsfall tritt wieder ein.

Einige Beispiele

Hier wurde mit Holzbalken ausgemauert, Haselnusszweige dienten als Putzträger und ein kleiner Rest von Kalkputz ist zu sehen. Hier wurden die Gefache mit Ziegelsteine ausgemauert und mit Kalkputz verputzt. Die Steine waren so porös das sie zerbrachen, das Gefach war instabil und drohte herauszufallen. Einige Strohlehm Ausfachung bestanden aus waagerecht verflochtenen Eichensprickeln die jedoch verwittert und lose waren.
 

Lehm und Steine

Eines wird jedenfalls deutlich: Kein anderer Baustoff vereinigt in sich so viele positive Eigenschaften wie der Lehm. Dementsprechend werden für jeden Zweck die geeigneten Lehmbauprodukte angeboten. Hier sind diejenigen aufgeführt, die für den Gefachausbau entwickelt wurden:

 Der Lehmbewurf ist als Verschlusslehm für die Geflechtstakung gefertigt. Er wird angeworfen und mit der Hand, der Kelle oder dem Brett verteilt und geglättet.

 Der Grünling ist ein ungebrannter Ziegelstein, der sich nur für das Ausmauern der Innenwand Gefache eignet, weit er nicht nässestabil ist (Rohdichte 2.000 kg/m'). Wegen seiner hohen Dichte ist er ein guter Wärmespeicher mit hervorragenden Luftschalldämmeigenschaften. Angeboten werden die sehr preiswerten Grünlinge in diversen Formaten; geliefert werden sie auf Paletten. Das Vermauern geschieht mit Lehmmörtet.

 Leichtlehmsteine sind für den Lehmbau entwickelte Steine mit einem hohen Faseranteil. Sie haben ein festes Mineralgerüst und sind nässe- und formstabil. Daher sind sie bestens für die Ausmauerung von Außengefachen geeignet. Auch Leichttehmsteine werden auf Paletten geliefert und mit Lehmmörtel vermauert (Rohdichte von 1.500 bis 1.600kg/ml).

 Der Strohleichtlehmstein ist ein Lehmstein mit einem hohen Faser- und Strohhäckselanteit. Auch Strohleichtlehmsteine eignen sich sehr gut für die Gefachausmauerung. Sie haben recht gute Wärmedämmeigenschaften und sind nässe- und froststabil. Vermauert werden sie mit Lehm- oder Leichtlehmmörtet. Strohleichtlehmsteine werden im Format l'12 NF angeboten und auf Paletten geliefert (Rohdichte 1.200kg/m').

Lehm-Mauermörtel ist ein Lehmmörtet mit hohem Sandanteit. Leichtlehm-Mauermörtel wird zusätzlich mit Faserzuschlägen gemagert. Er bindet ab durch einfache Trocknung. Es können auch weiche Vollziegelsteine damit vermauert werden. 

Lehmbauptatten Für die innere wie äußere Sanierung des Fachwerks können auch Lehmbauplatten verwendet werden, wie sie im Markt inzwischen von verschiedenen Herstellern angeboten werden. Diese Platten haben auf der Hand liegende ökologisch-biologische Vorteile. Die Platten werden passend zurechtgesägt und Sonnen somit passgenau und unter Spannung m die Gefache gesetzt werden. Der Rohling wird nun mit Schrauben oder Nägeln am Ständerwerk bzw. den Riegeln befestigt. Die Dehnungsfügen zwischen den Holzständen und der Lehmbauplatte sollten nut Naturfasern (Hanf, Flachs, Wolle) ausgestopft werden.

Für die "Verklebung" der Platte mit dem Ständerwerk bieten die Hersteller von Lehmbauplatten spezielle Spachtelmassen an. Der abgemagerte Sägestaub, der beim Zurechtschneiden der Rohlinge angefallen ist kann dazu ebenfalls verwendet werden. Es versteht sich von selbst, dass Lehmbauplatten mit Lehmputzen verputzt werden sollten, die als Innen- und Außenputze erhältlich sind.

Steine

      Ziegel Für den Fachwerk-Ausbau eignen sich weiche Vollziegelsteine in folgenden Formaten: NormalformatNF24/11,5/7,5cm ReichsformatRF24/11,5/6cm DünnformatDF24/11,5/5cm Aus rein denkmalpflegerischer Sicht ist ein Vollziegel im Reichsformat vorzuziehen, weil er historisch gesehen am besten zum Fachwerkhaus passt. Die alten Ziegelbrenner fertigten ihre >Feldbrenner< im Format RF, in den nördlichen Regionen unseres Landes über mehr als 100 Jahre hinweg. Feldbrenner befinden sich deshalb meist noch in den Gefachen der alten Fachwerkhäuser. Grundsätzlich ist es immer richtig, die Feldbrenner zum erneuten Einbau in die Gefache wiederzuverwenden. Sie erfüllen die geforderten Bedingungen und kosten nichts.

Naturstein In gebirgigen Regionen trifft man bei Fachwerkhäusern häufig auf Natursteinausfachungen. Dieses Material war ortsnah verfügbar, während Lehm kaum vorkam. Man vermied lange Transportwege und verwendete, was vorhanden war, entweder Kalkstein oder Sandstein. Die Steine wurden großformatig und grob behauen geliefert und in die Gefache eingebaut. Vermauert wurden sie mit Trasskalk- oder Weißkalkmörtel. Außenseitig blieben sie unverputzt im Fugenglattstrich oder sie wurden mit einem Kalkmörtel verputzt.    

 

Etwas Grundsätzliches

Es wäre schade, wenn eine handwerkliche Arbeit mit Lehm an einem Haus vorgenommen würde, das in seinen  tragenden Holzteilen gar nicht oder fehlerhaft saniert wurde. Das Erneuern ganzer Wandverbände ist selten erforderlich, meist reicht das Auswechseln einzelner Teile aus, auch wenn dies meist bestritten wird. Eichenfachwerk ist nicht nur preiswerter zu reparieren als zu erneuern. Man erhält sich  durch die Reparatur auch wertvolle alte Substanz. Ganz abzusehen von dem Schwinden von frischem Holz, oder die hohen Kosten bei  Erwerb von abgelagertem.

Die vollständige, fachgerechte Reparatur des Fachwerkgerüstes muß immer zuerst erfolgen. Danach erst kann mit den Lehmarbeiten begonnen werden. Für die Zimmermannarbeiten ist es (bis auf ganz seltene Ausnahmen) kaum erforderlich, das Fachwerk vollständig auszukennen. Meist reicht es, einzelne Gefache herauszuschlagen oder, wie z.B. beim Anbringen von Stützen, Löcher in die Gefache zu schlagen, die hinterher nur mehr ausgebessert werden. Lehm reagiert besonders schnell und »sichtbar« auf durch Wasser verursachte Bauschäden und Baufehlen Bei den wesentlich wasserfesteren Ausfachungen aus Ziegel-, Bims- oder Ytongsteinen führen dieselben Baufehler zu über lange Zeit nicht sichtbaren Durchfeuchtungen des Holzes, zu Fäulnisbildung und damit zu großen Schäden an den tragenden Teilen des Hauses. Schäden an Lehmgefachen rühren meist von Wassereinflüssen her, die durch undichte Dächer, defekte Regenrinnen, Anschluss- Baufehler (keine Dachüberstände, nicht ausreichender Spritzwasserschutz bei Anbauten etc.) verursacht werden. Wie die Schäden am Holztragegerüst, müssen auch diese Fehler vor der Reparatur der Lehmbauteile beseitigt werden. Die Bindekraft des Lehms ist rein mechanisch und nur durch das Trocknen des aufgenommenen Wassers bedingt. Wird Lehm durch erneute Wasserzugabe angenässt, so kann er sich mit neuem Lehm auf gleiche Weise wieder verbinden, und zwar weitaus besser als mit anderen Materialien, bei denen Haftbrücken o.ä. erforderlich sind.

 

Ausstaarken mit Flecht u. Sprikelwerk

Für mich, der Optimale Wandaufbau und die ideale Ausfachungsvariante zum Selbermachen .

Diese Art der Ausfachung ist auch heute noch ebenso sinnvoll und geeignet wie in den vergangenen tausend Jahren.

 

Es ist eigentlich die denkbar beste Lösung, weil die Fachwerk-Konstruktion in Verbindung mit diesen Materialien des Wandaufbaues ein ideales Ganzes bildet in Bezug auf die Langlebigkeit des Hauses, das Elastizitätsverhalten der Fachwerk-Konstruktion, das Diffusionsverhalten der Wände, das Wärmedämm- und das Wärmespeicherverhalten der Wände und die Konservierung der Fachwerkbalken. Alle Materialien waren vorhanden und kosteten nichts! Solche Ausfachungen sind in unserer schnelllebigen, technisierten Zeit aus der Mode gekommen. Andere Materialien passen scheinbar besser zu uns. Doch das täuscht. Wenn man sich im Falle einer Gesamtsanierung zu einer Stakung mit Lehmbewurf entscheidet, verwendet man den besten Baustoff, arbeitet originalgetreu und spart Kosten. Allerdings erfordert diese Art der Sanierung viel Zeit, die man sich aber nehmen sollte.

Beginnen wir mit den Starken, die regional verschieden auch  Stecken oder Sticken heißen. Sie sollten aus dem gleichen Holz wie das Fachwerk gemacht werden. Meist bestehen sie aus kräftigen, astfreien, Hartholzästen (Eiche), die gespalten werden. Vorhandene scharfe Kanten  werden mit der Axt oder dem Ziehmesser entfernt, da sonst die Ruten beim Flechten aufgescheuert werden. Auch die  Rinde sollte entfernt werden, an einem Ende werden die glatt gebeilten Starken mit der Axt angespitzt. Ist Eichenholz absolut nicht zu bekommen, muss notfalls auf andere Holzarten (wie z.B. Fichte )zurückgegriffen werden. Wem das spalten zu mühsam erscheint, gewöhnliche Dachlatten verwenden. Aber auch diese müssen trocken und an den Kanten abgeschrägt werden.  Die Starken sollten nicht zu dünn sein, da beim flechten doch ziemliche Kräfte auftreten. Je nach Wandstärke sollten sie etwa ein Durchmesser von 3-5 cm haben.

In dem Gefach wird nun umlaufend in der Mitte der Balken eine Kerbe geschlagen. Die Kerbe wirkt später, wenn der Ausfachungslehm fest in sie hineingedrückt ist, wie eine Falz, das Gefach sitzt wie ein Fenster in seinem Rahmen. Zur Befestigung der Starken werden in den oberen Riegel Löcher gebohrt (ca.2 cm Durchmesser, 1-3 cm Tief) und in den darunter liegenden Riegel wird eine Nut (oder Rille) von ca. 1-2 cm tiefe gearbeitet. ( Bei schrägen Fächern, kommen die Löcher immer in die Schrägen und die Nut in den waagerechten Riegeln). Die Starken werden nun etwas länger als die Gefachhöhe zugesägt (=Gefachhöhe + obere und untere Kerbe+ Arretierungsloch), so daß sie in die Löcher passen, die andere Seite wird nun keilförmig zugespitzt. Beim Ablängen der Starken braucht man ein wenig Übung und Gefühl, denn dei Starken werden schnell zu kurz und lassen sich dann nicht mehr verklemmen.  Sie werden nun in die Löcher gesteckt und durch einschlagen in die Nut fest verklemmt. Bis zu einer Gefachbreite von 1 m werden drei Starken auf das Gefach verteilt. Bei breiteren Gefachen sind fünf Starken erforderlich.

Ausflechten

Alles schnellwachsende, jährlichlang austreibende und ausreichend biegsame Holz, das nicht dicker ist als 1.5 cm sein sollte, ist als Flechtmaterial geeignet: Ruten von Kopfweiden, Forsythien, Birke, Erle, Faulbaum und Haselnuss (letztere sind 2Jahre Holzwurmresistent) können z.B. gut verwendet werden. Ich schneide sie im zeitigen Frühjahr, da sieht man besser was man schneidet, man stört keine Nistplätze und man erspart sich das lästige Entlauben. Will man erst später verflechten, so lässt man sie trocknen. Direkt vor dem Verarbeiten legt man sie dann einige Tage in Wasser bis sie sich wieder biegen lassen. Diese Ruten werden nun wechselseitig (einmal von rechts und einmal von links beginnend) um die Starken geflochten oder "gewunden" (daher stammt die Bezeichnung Wand). Der wechselseitige Anfang beim Flechten gewährleistet eine gleichmäßige Flechtholzstärke im ganzen Gefach.  Je dichter die Flechtruten aufeinander sitzen, desto fester und widerstandsfähiger wird das Gefüge. Vor allem aber ist die Gefahr gebannt, daß der schwere Strohlehm nach unten sackt. Das dickere Ende wird in die Kerbe des Ständerbalkens gesteckt, die Rute verflochten und auf der anderen Seite so mit der Gartenschere abgeschnitten, daß auch dieses Ende in der Kerbe fest sitzt. Der »Falz« wird damit ausgesteift.

Je dichter die Flechtruten aufeinander sitzen, desto fester und widerstandsfähiger wird das Gefüge. Vor allem aber ist die Gefah r gebannt, daß der schwere Strohlehm nach unten sackt. Das dickere Ende wird in die Kerbe des Ständerbalkens gesteckt, die Rute verflochten und auf der anderen Seite so mit der Gartenschere abgeschnitten, daß auch dieses Ende in der Kerbe fest sitzt. Der »Falz« wird damit ausgesteift.
Sprickelwerk

Anstelle der dünnen, über die gesamte Gefachbreite verflochtenen Schwachholzruten kann man auch dickere Hölzer verwenden, wenn man sie, in der Mitte aufgespalten, als sog. Sprickelwerk nur über drei Staken festklemmt. Hölzer von 3 bis 4 cm Stärke, die sich, nicht mehr biegen lassen, werden - in der Länge von etwas mehr als drei Staken Breite abgemessen und mit einer Axt oder einem Haumesser in der Mitte aufgesparten.

 

Lehmbewurf Einbringen des Strohlehms

Das Durcharbeiten und Anmischen des Lehms erfolgt, wie bereits beschrieben (unter Lehmproben und Zubereitung). Für ein Gefach von 70 x 100 cm benötigt man ca. 2 Speisfässer fertige Mischung. Auch wenn es archaisch anmutet: das einbringen des Strohlehms ins Gefach geht am besten mit den Händen. Bei Lehmbauseminaren wird häufig mit zwei Leuten gearbeitet. Sie stehen auf den gegenüberliegenden Gefachseiten und werfen im Takt an die gleiche Stelle im Gefach. Das hat den vorteil, dass sich der Lehm beider Seiten besonders gut miteinander verzahnt, auch wenn die "Werfer" noch nicht so geübt sind.

Da ich meist alleine bin, werfe ich mit etwas Schwung den Lehmbatzen in einer der unteren Ecke, dabei achte ich darauf, das dei Balkenkerbe gut gefüllt ist und arbeite mich leicht von unten in die gegenüberliegenden oberen Ecke vor. Auf dieser Weise "verklammert" er sich sehr gut ins Flechtwerk. Ist das Gefach so geschlossen, so nehme ich mir die andere Seite (Rückseite) vor . Sie kann sofort im Anschluss an die ersten Seite zugeworfen werden. Erst nach Fertigstellung der zweiten Seite, streiche ich beide Seiten mit dem Reibebrett einigermaßen glatt und drücke vor allem die Gefachanschlüsse noch einmal nach. Möglicherweise aus der Verzahnung mit dem Flechtwerkgelöster Lehm wird hierbei wieder ins Gefach gedrückt. Die Strohfasern richten sich bei schräg geneigtem Reibebrett auf und ergeben eine raue Oberfläche. Wenn der Lehm später noch verputzt werden soll, so muss er 15 - 20 mm hinter der Balkenvorderkante abschließen.

Beim Ausfachen vieler Gefache kann man erst eine Hausseite von außen oder innen fertigstellen, bevor man bei allen Gefachen mit der anderen Seite beginnt. Tipp: Wenn man mit dem Ausfachen der Rückseite 14 Tage wartet, ist der Lehm der Vorderseite soweit angetrocknet, dass er sich nicht mehr vom Flechtwerk löst. In diesem Fall muss das Gefach aber gut vorgenässt werden.

 

Weller oder Wickelwände

Bei einer weiteren Methode die Gefache mit Strohlehm auszufachen, wird auch mit Staken, aber ohne Flechtwerk gearbeitet. Die Staken umwickelt man einzeln mit stroh und Lehm. Die Lehmwickel, auch »Wellerhölzer« genannt, werden dann dicht an dicht in das Gefach geschoben und das Gefach dann mit zusätzlich eingebrachtem Strohlehm glatt gezogen.

Für Wandausfachungen ist diese Methode weitaus seltener angewandt worden als das Auszäunen mit Flecht- oder Sprickelwerk. Für Deckenfüllungen ist es aber eine sehr gebräuchliche Methode. 

Die Vorbereitung der Gefache wurde bereits beschrieben. Auch hier sollte aus den genannten Gründen eine umlaufende Nut gestemmt werden. Die Staken können etwas breiter sein als für Auszäunungen, sie müssen aber besonders sorgfältig gebeilt werden, weil das Stroh sich an schaden Kanten leicht durchscheuern würde.

 

Ausbau mit Leichtlehmsteinen

Vor dem Einbau der Steine sollten die vertikalen Innenflanken der Fachwerkbalken mittig mit Dreikantleisten mit einer Höhe von > 2 cm versehen werden. Zu ihrer Befestigung verwendet man rostfreie Nägel oder Schrauben.

Häufig werden auch in die Balken gefräste Nuten als ausreichend propagiert. Ich rate davon dringend ab. Diese Nuten sind meistens nicht tief genug und es ist kaum zu kontrollieren, wie sich der Mörtel in der Nute beim zu erwartenden Schwinden der neuen Balken verhält. Meist verlieren die Ausfachungen nach einigen Monaten ihren seitlichen Halt; sie werden trocken und drohen herauszufallen. Die Leichtlehmsteine sollten kerntrocken sein und kurz vor dem Vermauern in Wasser getaucht, um die Verbindung von Mörtel und Stein zu gewährleisten. Sie werden selbstverständlich vollfugig mit einem Lehmmörtel vermauert und so an die Leisten gerückt, dass sich der Lehmmörtel beidseitig um die Leiste legt. Der Einbau sollte ca. 15 bis 20 mm zurückliegen. Alle Anschlüsse zwischen Mauerwerk und Balken müssen vollfugig mit Lehmmörtel ausgedruckt werden. Zum Schluss werden alte Außenfugen ca. 5-10 mm tief ausgekratzt, als Halt für den später aufzubringenden Kalkputz.

Ausbau mit Lehmsteinen

Auch mit Lehmsteinen ausgemauerte Gefache sind durchaus keine Seltenheit und finden sich an vielen Orten parallel zu den geflochtenen Gefachen. Die Verarbeitung geschiet so wie beim Leichtlehmstein. Der Vorteil liegt auf der Hand: Lehmsteine sind vorgetrocknet, der Baukörper ist schneller trocken, und man hat eine »saubere Baustelle«. Die Steine können selbst hergestellt und getrocknet werden (in diesem fall ist der Arbeitsaufwand in etwa vergleichbar) oder sie werden in der Ziegelei gekauft.

Bei uns in Nordhessen sind z.B. Stroh- Lehmausfachungen im Nassverfahren das übliche. Vereinzelt gibt es aber auch dort Orte, in denen fast alle Fachwerkhäuser mit Lehmsteinen ausgemauert wurden. Es ist zu vermuten, daß es in diesen Orten eine Ziegelei oder einen Ziegler gegeben hat, der die meist mit Kaff oder feinem Häcksel versehenen Steine preiswert abgegeben hat. Heute kann man sog. »Grünlinge« (ungebrannte Ziegel) in den meisten Ziegeleien kaufen. Da sie mit der Vakuumpresse hergestellt werden, sind sie anfälliger gegen Frost und Schlagregen und sollten darum in Außenmauern nur in Ausnahmefällen Verwendung finden. Sie weisen keine Strohanteile auf, deshalb ist die Wärmeisolierung dieser Ausfachungen schlechter als die einer Stroh- Lehmausfachung. Für Innenwände sind Grünlinge als Wärmespeicher sehr gut geeignet. Achtung: In letzter Zeit sind bei einigen Herstellern Steine mit Schlufflehm hergestellt worden. 

Der Einbau ist identisch mit dem Ausfachen mit Leichtlehmsteine.

Wir haben unsere Lehmsteine mit der Flex zugeschnitten damit sie besser in der Leiste greifen Die Lehmsteine wurden im Verbund mit Lehmspeiß vermauert dabei springen sie ca. 2 cm zurück (spätere Putzstärke).

 

Ausbau mit Vollziegelsteinen

Seit gut zweihundert Jahren mauert man im norddeutschen Raum die äußeren Gefache mit gebrannten Ziegelsteinen aus. Die roten Ziegelsteine, die weder verputzt noch gestrichen werden, sind für die freistellenden Gehöfte im Rauhen nördlichen Klima ein sehr guter Witterungsschutz. Die Ziegelausmauerungen verdrängten im Laufe der Jahrhunderte die Lehmausfachungen auch bei Renovierungen, wie die Stakenlöcher und -nuten in den Fachwerkriegeln älterer Höfe anschaulich dokumentieren. Die sorgfältig ausgeführten Schmuckverbände geben den Fassaden der eingeschossigen Häuser mit den riesigen Dachflächen ihren besonderen Reiz. Bauphysikalisch war diese Form der Ausmauerung so lange kein Problem wie handgeformte, nicht zu hart gebrannte, mit Lehmmörtel vermauerte Ziegel verwendet wurden. In offene Fugen eindringendes Wasser kann bis an den dahinterliegenden Lehmspeiß vordringen (ihn vielleicht ein wenig zum Quellen bringen), es kann aber auch gut wieder verdunsten und schadet dem Holz nicht.

Probleme mit der Ziegelausmauerung traten erst auf, als die Gefache mit hart gebrannten Ziegelsteinen und mit Zementspeiß vermauert und verfugt wurden und als man dazu überging, auch zum Gefach hin eine Speißfuge zu setzen. Abgesehen von den beschriebenen Gefahren für das Holz, ist es oft vorgekommen, daß die Balken (durch Dehnen und Zusammenziehen bei Hitze und Kälte) die Ausmauerung im Ganzen herausgedrückt haben.

Auch hier müssen vor dem Einbau der Steine die vertikalen Innenflanken der Balken mittig  mit Dreikantleisten versehen werden. Dazu verwendet man rostfreie Nägel oder Schrauben.

Wird eine steinsichtige Ausfachung gewünscht, müssen die Ziegel außen balkenbündig gesetzt werden. Vermauert wird mit Weißkalkmörtel. Alle Anschlüsse zwischen Mauerwerk und Balken müssen vollfugig mit dem Mörtel ausgedrückt werden. Möchte man einen Putzabschluss, muss die Vorderkante des Mauerwerks ca. 15 bis 20 mm hinter der Vorderkante der Balken zurückliegen. Je nach Steinmaterial kann ein zusätzlicher Putzträger nötig werden.

Zum Schluss werden alle Außenfugen im Fugenglattstrich mit dem bereits angezogenen Mörtel gefugt, d. h. alle Fugen werden mit einem Fugeisen oder einem passenden dünnen Holzstab steinbündig glattgezogen. Diese Fugen sind sehr viel dauerhafter als solche mit nachträglich aufgebrachtem Fugenmörtet, bei denen die Haftung nie so fest wird wie bei einem homogenen Mauer-Fugmörtel. Bewegungen aus der Fachwerkkonstruktion werden damit deutlich besser aufgenommen und verkraftet.

 

Ausbau mit Natursteinen

Dreikantleisten sind beim Ausbau mit Natursteinen nicht nötig. Bei großvolumigen, unebenen Natursteinen sind sie eher hinderlich. Auch Bruchsteine (in Steinbrüchen gewonnene Sand- oder Kalksteine) dienten schon in vergangenen Jahrhunderten als Ausfachungsmaterial für Fachwerkgebäude. Hier läßt sich unterscheiden zwischen sorgfältig behauenen Steinen, die (im Äußeren unverputzt) als Witterungsschutz und Fassadenschmuck gleichermaßen dienten und den Häusern der Wohlhabenden vorbehalten waren und (mehr oder weniger willkürlich) gesammelten Feldsteinen, mit denen untergeordnete Gebäude wie Scheunen und Ställe im Feld ausgemauert wurden. Mit Lehm oder sehr weichem Kalkmörtel vermauert, schaden sie dem Holzfachwerk nicht unbedingt, wenn sie auch wegen ihrer wesentlich schlechteren Wärmedämmwerte für Neuausmauerungen nicht zu empfehlen sind. Möchte man einen Putzabschluss, muss die Vorderkante des Mauerwerks ca. 15 bis 20 mm hinter der Vorderkante der Balken zurückliegen. Je nach Steinmaterial kann ein zusätzlicher Putzträger nötig werden.

 

Was Sie unbedingt vermeiden sollten

Wie bei vielen anderen Gewerken gibt es auch bei der Herstellung der Ausfachungen eine Reihe von ganz typischen Fehlern, die man immer wieder beobachten kann. Solche Fehler führen in der Regel zu Fäulnisschäden.

 

Gitter- und Lochsteine

Ob es sich nun um Ziegel oder um Kalksandsteine handelt, beide Materialien sind sehr diffusionsdicht. Die senkrechten Löcher nehmen zudem ausfallende Taufeuchtigkeit oder von außen eindringende Nässe auf und geben sie nur verzögert oder gar nicht wieder ab.
Folge: Die Ausfachung kann nicht atmen, Feuchtigkeit sammelt sich an und führt zu Fäulnis an den Balkenflanken.

 

Platten mit Klebemörtel

Großformatige Bauplatten aus verschiedenen Baustoffen in Gefach-Dicke sind als Ausfachungen ungeeignet, weil sie sich dem elastischen Gefüge der Fachwerkkonstruktion nicht anpassen. Sie werden meist mit einem Klebemörtel versetzt und verhalten sich wie eine Scheibe.
Folge: Bewegungen im Fachwerk werden zu Rissen in diesen >Scheiben< führen. Feuchtigkeit dringt ein; die Balken werden faulen (schlechtes Kapillarverhalten!).

 

Harte Klinker

Solche Steine sind diffusionsdicht und kapillar unwirksam. Taufeuchtigkeit von innen kommt durch diese Ausfachung nicht hindurch. Diese negative Wirkung wird noch verstärkt durch die Verwendung von Zementmörtel.
Folge: Die Ausfachung kann nicht atmen. Feuchtigkeit sammelt sich auf der Rückseite und führt zu Fäulnis an den Balkenrückseiten.

 

Zementhaltige Ausfüllungen

Diese wirken ebenfalls als feste, starre >Scheibe< mit den bereits beschriebenen Folgen. Darüber hinaus werden solche Ausfachungen aufgrund des Bindemittels Zement diffusionsdicht und kapillar unwirksam sein.
Folge: Die Ausfachung kann nicht atmen. Feuchtigkeit sammelt sich auf der Innenseite und führt zu Fäulnis an den Balkenrückseiten und Balkenflanken.

 

Volldämmstoffe im Gefach

Bei der Verwendung von Volldämmstoffen liegt die Taupunktzone im Gefach. Wasser fällt aus und sammelt sich an. Theoretisch kann man dem zwar mit Dampfsperren oder Dampfbremsen begegnen, doch die sind in einem Fachwerkhaus kaum dicht zu bekommen. Es gibt hier zu viele problematische Anschlussstellen. In der kalten Jahreszeit lässt eine undichte Dampfsperre an diesen Stellen feuchtwarm Innentuft ins Gefach ziehen. Es wird dort schnell feucht.
Folge: Derartige Ausfachungen führen bald zu Durchfeuchtungen und Balkenfäulnis. Für ein Fachwerkhaus wählt man deshalb besser diffusionsoffene, homogene Außenwandkonstruktionen.

 

Außenüberstand der Ausfachung

Eine nach außen vorstehende Ausfachung hemmt das schnelle Ablaufen des Regenwassers. Dabei ist es unerheblich, ob es sich um Ziegel- oder Putzüberstände handelt. Das Ergebnis ist das gleiche; Feuchtigkeit dringt durch die Anschlussritzen ins Gefüge. Sollte dem mit der Kittspritze begegnet werden, so verschlimmert sich die Situation.
Folge: Beschleunigte Balkenfäule im Anschlussbereich.

Sie haben nun alles Wesentliche zum Thema >Ausfachungen< erfahren und sind in der Lage, Materialien und Verfahren für das Verschließen der Gefache zu beurteilen und Werbeversprechungen zu so genannten >besseren< und moderneren Produkten zu bewerten. Bleiben Sie skeptisch und denken Sie immer daran: Die Außenwand muss atmen können!

 

Das haben wir gemacht

Eine passende Lösung die man generell anwendet gibt es nicht, dafür sind viel zu viele Dinge zu beachten.

Nur einige Beispiel: Was ist vorhanden, welche Auflagen werden mir auferlegt (Denkmalschutz), was möchte man, was kann- oder was will ich selbst machen, wie viel Zeit habe ich und welche finanziellen Mittel stehen mir zur Verfügung?

Wir haben folgende Ausfachungen angewandt: Flechtwerk, Sprickelwerk, Bruchsteine, gekaufte Lehmsteine, selbstgemachte Lehmsteine, Lehmsteine aus Abbruch, schwerer Strohlehm, und Strohleichtlehm.