3. Unser Backhaus

Hinten im Garten befand sich ein kleines Häuschen. Als Abstellkammer, früher als Schweinestall und nun als Geräteschuppen vernachlässigt und stark heruntergekommen. Dieses kleine Häuschen, das in den Unterlagen als Abrissgebäude und in  den Gutachten als wenig, bis gar nicht erhaltungswürdig bezeichnet wurde, bekam von uns nun besondere Achtung. Es hatte einen reizvollen Charme und passte so gut in die Landschaft, dass für uns die Frage, Abriss und neu von der Stange, nie aufkam.


Gutachten: Abrisswürdiger Zustand

Der Sommer 99 meinte es gut mit uns und so konnten wir all unsere Bemühungen dem Garten und dem alten „ Schweinestall“ widmen. Mit feinem Werkzeug lösten wir nun einen handgeschlagenen Bruchstein nach dem Anderen aus seiner Lehmhülle, von der allerdings nicht mehr viel vorhanden war, ab. Einige der älteren Dorfbewohner besuchten uns täglich und beobachteten unsere Bemühungen. Dadurch kamen wir mit ihnen ins Gespräch und erfuhren, dass dieser „Schweinestall“ das älteste und noch einzig vorhandene Backhaus des Dorfes war.

Es hatte fast allen Familien in Landau in der Krieg- und Nachkriegzeit Brot und somit eben gegeben. „Kinder, Kinder reißt es nicht ab, es gehört zur Geschichte des Dorfes“ hörten wir häufig. Und obwohl unsere Bemühungen des Wiederaufbaus vorsichtig und behutsam vorangingen muss es wohl für einige ausgesehen haben wie die Teilvernichtung der Dorfgeschichte. Plötzlich, als das Ständerwerk freigelegt war kam der erste Baustop. Ein Fachmann musste her, der mit Holz und Statik auf du und du steht. Unsere Nachbarin führte uns zu dem Zimmermann des Dorfes der sich mit dem Erhalt und Wiederaufbau von althistorischen Fachwerken bestens auskannte. Ein Glücksgriff für uns und unser kleines Backhäuschen, denn keine Woche später hatte unser Vorhaben neue Füße. Herr Wachs wechselte nur den baufälligen Teil des Ständerwerkes, der für die Tragfähigkeit unumgänglich war, aus.


Der Wiederaufbau ist erkennbar

Nun kamen die Dorfbewohner mit lachenden Gesichtern, denn sie glaubten was sie sahen. Alle Zweifel waren weggeräumt und sie waren froh, dass junge unerfahrene Städter doch Sinn für die Geschichte des Dorfes hatten, so wurden wir herzlich willkommen geheißen.

Das Dach, die Waldecker Firstvertäfelung und der Sockel bereiteten uns keine Probleme. Mit Freunden und Verwandten bewältigten wir die Aufgaben mühelos. Nun kamen die Dorfbewohner mit lachenden Gesichtern, denn sie glaubten was sie sahen. 

Alle Zweifel waren weggeräumt und sie waren froh, dass junge unerfahrene Städter doch Sinn für die Geschichte des Dorfes hatten, so wurden wir herzlich willkommen geheißen. Das Dach, die Waldecker Firstvertäfelung und der Sockel bereiteten uns keine Probleme. Mit Freunden und Verwandten bewältigten wir die Aufgaben mühelos. Aber der Lehm, - Beton, Zement, Steine und Gipswände waren uns nicht neu, aber Lehm. Dieser aus der Mode gekommenen wunderbare Baustoff war für uns ein Buch mit sieben Siegeln. Es musste Licht in die breiige Matsche gebracht werden und das bekam Rüdiger auf einem Seminar in der Villa Föhrde, in Brandenburg.

Begeistert und mit vielen neuen Ideen kam er nach 1 Woche Schulung zurück. Die Begeisterung steckte mich derart an, dass ich freiwillig und mit Freude auf Weiden Kuhfladen sammelte. Unsere Friseurin legte für uns gewaschene, geschnittene Haare zurück. Sogar unser altersschwacher Rasenmäher häckselte das Stroh ohne zu knurren. Bald hatten wir alle Baumaterialien zusammen  und wir konnten unserem Backhäuschen neue Wände verpassen. Stein auf Stein, so wie ich es mir als Kind immer vorgestellt habe, bekam unser erstes eigenes Haus ein Gesicht. Anfänglich habe ich Handschuh bei der Arbeit mit Lehm getragen, doch bald merkte ich, es fliegen auch schon mal ein- oder zwei Spritzer ins Gesicht. Wozu dann Handschuh? Aus dem Geruch wurde ein Duft und aus der Pampe ein herrlicher Baustoff. Nie hat mir ein Baustoff meine Fehler so geduldig verziehen wie Lehm. Nach der Trockenzeit wurde unser kleines Prachtstück gestrichen, das Holz gesäubert und lasiert.

Unsere Nachbarn kamen auf ein Glas Sekt und wir freuten uns gemeinsam über ein kleines Stück Dorfgeschichte.


Das erste Ziel ist erreicht

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